In den nachstehenden Gedichten versuche ich den Zauber des Forums einzufangen, die Stärke der dort entwickelten virtuellen Kommunikation, die doch so sehr in die Realität eingriff, sodass nach dem Tode von Desdemona zwei Wildgänse über das Moor fliegen konnten, die letztlich durch ihre Kraft den Weg gefunden hatten. Aber nie war es ihr Wollen gewesen.
2007:
Der Nymphen Badeteich
In der Nymphen Badeteich
bin ich einst geschwommen,
hab’ mich gekühlt,
an seinen Ufern, Gärten gleich,
geliebt und auch getrauert.
Als ich dann wieder fand den Platz
wuchs Koriander dort
und mittendrin die Margeritte.
still lagert’ ich am Ufer
der Nymphen Ruh’ nicht stören wollend.
Der Mücken Spiel neigt sich dem Ende zu,
der Mond ergießt sein fahles Licht
über das Gewässer.
Da hörte ich ein leises Plätschern,
vom Ufer gar nicht weit entfernt.
Die Nymphe griff den Ast des Baumes
der nahe meinem Platze stand.
Ihr Haar und ihr Gesicht
entstiegen meinem Teich
ihr zweiter Arm folgt gleich danach.
Sie winkt mir zu und auch ihr Lied
lässt alle andere Hoffnung fahren.
Sie zieht mich zu sich hin
bis ich die freie Hand ergreife,
die warm und weich, verlockend ist.
Ins dunkle Wasser tauche ich,
verloren denke ich, für alle Zeit.
Doch wie ich sinke in den See,
wird mir als ändert sich die Welt.
Der Nymphen Heimat habe ich erreicht.
Ich fühl’ mich leicht und aufgehoben,
schweb mit den anderen im warmen, gelben Licht.
Ich werd gezogen, ziehe selber auch,
im langen Reigen unbesorgter Nymphen.
Ich lebe, liebe und vergesse.
Der Tag des Abschieds kommt ganz plötzlich,
die Nymphe nimmt mich in den Arm.
Ich spüre ihre Wärme, doch die schwindet,
die weiche Haut bleibt bis zur Stunde,
da sie am Ufer mir ein letztes Lebewohl bedeutet.
2008:
Die Nymphe
Als diese Tage ich,
gedenkend meiner Nymphe,
erneut den Weg zum Teiche fand,
war mir, als hört’ ich lautes Wimmern
versteckt aus dürren Erlenästen.
Der Wind sei’s sicherlich,
kam es mir trotzig in den Sinn.
Doch auch bei absoluter Windesstille
verstummte jenes Klagen nicht,
voll Sehnsucht suchte es den Weg.
Der Nymphe Schatten schlich ganz dicht,
die Erlen meidend, um den Teich.
Die Klage wurde lauter,
ein schluchzend Weinen
schien es nun zu werden.
Als plötzlich dann der Schatten sich,
eröffnet und viel Sternenlicht
dem Teiche anvertraut,
da schwindet jener Klageruf
die Nymphe war beruhigt.
Ihr Schatten schien zu schwinden
auf einem hellen Strahl dem Himmel zu.
Im Teiche sah man nächtens leuchten
der scheidend’ Nymphe Edelsteine,
bei Tag in blühend Rosen sich verwandelnd.
Zwei Gänse
Zwei wilde Gänse hoben sich
im Winter aus dem matschig Moor.
Ihr Flügelschlag war gleichmäßig,
ihr Rufen drang bis an mein Ohr.
Sie klagten und sie lockten laut,
umkreisten diesen leeren Ort.
Ich habe mich heraus getraut
und fand sie weinend dort.
Sie mochten ihren Weg nicht finden,
fern in ein anderes helles Land.
Drum blieben sie, das Herz sich binden,
den Duft der alten Bäume als ihr Pfand.
Ich hört’ sie jammern um die neue Zeit,
vernahm auch ihre scheltend Worte.
Das Moor verlassen wäre eine Kleinigkeit,
jedoch, sie hingen fest an diesem Orte.
So kreisen sie in jeder Nacht,
aus zwei wurd’ eins in meinem Ohr.
Es hat den Frieden mir gebracht,
weil es die alte Zeit beschwor.
2009:
Marie
Aus dunkler Nacht, Marie,
und golden scheinend Himmel,
schaust du so kindgerecht
hinab auf unser Treiben.
Siehst nun dein Werk
Vollendend sich
in anderer Gestalt,
du hast den Weg gebaut.
Nur schemenhaft und uns verborgen
So fern wir dir und du so nah.
Getrennt und doch verbunden,
dein Staub verfestigt unser Denken.
Vollendet, nein, so würdest du
niemals dein unser Schaffen nennen.
Doch nie ist keine Dimension
für dich, für uns jedoch Entschuldigung.
In heller Sternennacht, Marie,
sucht meine kindlich Seele
dich dort im weiten Glitzermeer
verkennt, dass du ihr inne wohnst.
Gänseland
Zwei Gänse fliegen über’s späte Moor,
sich wechselseitig führend ohne Zank.
ich hör‘ sie rufen in der Ferne noch,
doch bald verstirbt ihr Flügelschlag.
Ich mach‘ mich auf, das Moor zu überqueren,
leg‘ Feder an und übe fliegen sehnsuchtsvoll.
Ein zweiter Vogel folgt, weicht nicht von mir
lässt führen sich und führt auch gerne mich.
Das scheint ein Bild aus guten Träumen,
wo Sehnsucht die Erfüllung sucht,
getragen von des Friedens stillen Läuten
Kraftvoll treibend in schlichter Harmonie.
Dort wo des Moores Dunst vereint sich
mit jenem fernen Wald aus Krüppelholz,
wo jene unscharf schöne Landschaftslinie
den Blick stoppt, dort ist Gänseland.